Kommende Ausstellung: SCHIMMER NORMAN SANDLER | I-CHIEH TSAI
Eröffnung: Samstag, 22. November 2025, 19 Uhr
Die Preisträger:innen des Bremer Förderpreises für Bildende Kunst Norman Sandler (2020)
und I-Chieh Tsai (2021) zeigen gemeinsam ihre Einzelausstellungen, die ein Teil des Preises sind. Die künstlerische Entwicklung der vergangenen Jahre ist in der Ausstellung abzulesen, vielfältige neue Ansätze in ihrer künstlerischen Arbeit werden deutlich. Die Künstler:innen zeigen medial sehr unterschiedliche Herangehensweisen, die jedoch inhaltlich und hinsichtlich der präzisen Analyse von Mechanismen und Strukturen einer globalisierten, digitalisierten und kapitalistisch geprägten Gesellschaft zahlreiche Gemeinsamkeiten aufweisen.
Der Titel der Ausstellung SCHIMMER beschreibt treffend die metaphorischen Ebenen der jeweiligen Arbeiten der Künstler:innen und verweist sehr direkt auf die sinnlich vereinnahmenden bzw. verlockenden Oberflächen, die zum Beispiel in Norman Sandlers jüngstem Werk Backup zu erfahren sind. Mit der Wandinstallation, die aus 60 aufgezogenen Leinwänden besteht, hat der Künstler sein eigenes digitales Bildarchiv in eine analoge Form überführt. In den typischen Druckerfarben Rot, Blau und Grün sind auf jeder einzelnen Leinwand die Konturlinien hunderter Bilder übereinander gedruckt. So werden sie zur Abstraktion und dabei gleichzeitig gelöscht. Ohne Hierarchie, aber als präzise analoge Repräsentation einer vormals lesbaren digitalen Archivierung des Künstlers, entsteht ein neues Archiv aus Linien, die sich an vielen Stellen zu schwarz wirkender, glänzender Farbigkeit und einer schimmernden Druck-Tintenschicht verdichten.
Ähnlich verlockend glänzend sind die Oberflächen der digitalen Welt von Livestreams, auf die I-Chieh Tsai sich bezieht. Ausgehend von der Videoinstallation "小埃 Iris", für die sie den 45. Bremer Förderpreis für Bildende Kunst erhalten hat, vermittelt und analysiert sie Strukturen, Abläufe, Bedingungen, Möglichkeiten und Absurditäten von Live-Streams der sogenannten "Einsamkeitsökonomie". Die Künstlerin thematisiert in der Installation die besondere Perspektive von Frauen, die als virtuelle Hostessen in den Live-Streams ihren Nutzern Nähe, Intimität und beziehungsähnliche Mechanismen suggerieren bzw. deren Autosuggestion füttern. I-Chieh Tsai lässt uns in sechs Medieninstallationen tief in diese besondere Welt einsteigen und wir werden immer wieder damit konfrontiert, die Position der Nutzer einzunehmen. In den jüngsten Arbeiten bezieht sie sich aber dezidiert vor allem auf die Perspektive der Streamerinnen. In dieser Art von Beziehungen in einer digitalisierten Gesellschaft zeigt sich unter der Oberfläche immer wieder Einsamkeit der Nutzer. Die Kapitalisierung individueller Arbeit wird auf subtile Art vermittelt. Auch Norman Sandler thematisiert dies in seinen ausgestellten Werken.
So ergeben sich vielfältige Beziehungen zwischen den Kunstwerken von Norman Sandler und I-Chieh Tsai. Die Zusammenführung in einer Doppelausstellung ist nicht nur eine Darstellung ihres jeweiligen künstlerischen Ansatzes, sondern wird auch zu einer Analyse hochaktueller gesellschaftlicher Entwicklungen, deren tendenziell absurde Grenzerfahrungen in vielen Details durchschimmern.
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