25 Jahre Bildhauerwerkstatt

in der Justizvollzugsanstalt Bremen



Die Bildhauerwerkstatt in der Strafvollzugsanstalt Oslebshausen besteht seit zwei Jahrzehnten. Sie entstand in einer Zeit, in der Künstlerinnen und Künstler verstärkt den Dialog mit Menschen außerhalb der traditionellen Bildungsschichten suchten und Kunst von vielen als ‚sozialer Prozeß' definiert wurde. Zur gleichen Zeit wurden im Strafvollzugsgesetz Reformen angestrebt, die eine Abkehr von dem früheren Verwahr - und Vergeltungsvollzug beinhalteten . Das Leben im Vollzug sollte soweit als möglich dem Leben in Freiheit angeglichen, schädliche Folgen des Freiheitsentzuges entgegengewirkt werden.

Heute ist die Werkstatt in Oslebshausen nicht nur die älteste Einrichtung dieser Art in einer Strafanstalt in Deutschland, sondern auch das älteste Projekt in Bremen, in dem Künstlerinnen, Künstler und Laien außerhalb von rein schulischen und therapeutischen Zielen einer geregelten Arbeit nachgehen. In den 70er Jahren wurde das Programm durch seinen Schwerpunkt der Partizipation zwischen Künstlerinnen und Laien sehr bekannt. Mit großer Konsequenz wurde versucht, den öffentlichen Raum dadurch zurückzugewinnen, dass Menschen ihn durch ihre eigenen gestalterischen Tätigkeiten sich aneignen und symbolisch besetzen, um neue Kommunikationsformen gerade in solchen Stadtregionen zu finden, in denen im Vergleich zur Innenstadt nur wenige urbane Strukturen entstanden waren. Die Ansätze der 70er Jahre sind durch neue künstlerische Sichtweisen in den 80er und 90er Jahren kritisch hinterfragt worden. Aus dem Blick der 80er Jahre gab es in der Interaktion mit Laien einen starken Widerspruch zwischen pädagogischen und ästhetischen Ansprüchen, innerhalb derer sich Künstlerinnen zerrieben. Der aufklärerische Impetus der 70er Jahre wurde abgelehnt, statt dessen eine künstlerische Einstellung gefordert, die weder von einem pädagogischen noch von einem autonomen Verhalten, sondern von dem Ziel eines ‚sozialen Gebrauchs' bestimmt wurde. Kunstwerke sollten nicht mehr ‚widerständig und provokativ' bzw ausschließlich selbstreflexsiv sein, sondern sich eher unauffällig und sozial nutzbar in den urbanen Raum einbringen.



Die Ausstellung in der Städtischen Galerie im Buntentor präsentiert mit Arbeiten sowohl von den Gefangenen als auch von den Künstlern, die in der Werkstatt gearbeitet haben, einen Streifzug aus dieser 25-jährigen Geschichte der Auseinandersetzung zwischen Kunst und Laien und eines Abschnittes der Kunst im öffentlichen Raum in Bremen.