screen spirit_continued #10

Johanna Domke - CUERS

 

Videokunstreihe im Foyer


18:05 loop

2008

Es dauert nicht lange, bis uns der Sog von Johanna Domkes Kamera in ihren Bann zieht. Begleitet vom dunklen tranceähnlichen Soundtrack sind wir im Geschehen. Was passiert? Eigentlich nichts. Wir schweben mit der Fahrt gleichsam durch eine unwirkliche und trotzdem reale Halle, in der dicht an dicht Menschen jeden Alters und verschiedener Hautfarbe sitzen, stehen und auch liegen. Ihr Blick ist der uns allen bekannte leere Blick, und nur sehr selten schaut uns eines der Augenpaare an. Bewegungen finden statt, aber sie bleiben minimalistisch. Die Akteure sind in sich versunken, wie auf sich zurückgeworfen, in ihrem eigenen Ausdruck eingeschlossen, wie aus dem Leben gedriftet und durch geheimnisvolle Umstände angehalten. Die Atmosphäre der Szenerie ist schwer zu deuten, Warten als existenzieller Zwischenzustand. Koffer, Taschen, Rucksäcke, Kartons, Feuerlöscher, Gepäckwagen erscheinen im Bild, leere und volle Wasserflaschen als stumme Überlebensrequisiten auf dem Weg von irgendwoher nach irgendwohin.
Im endlosen, langsamen Loop und ohne Schnitt gleitet die Kamera immer nur nach links, während unser Bedürfnis nach Orientierung unerfüllt auf der Strecke bleibt.

Marikke Heinz-Hoek